Europas nördlichster Rohdiamant

Lake Myvatn

Nach der EM ist vor dem Tourismus-Boom

Sie haben es zwar nicht ins Halbfinale geschafft, aber die Isländer gehen schon jetzt als strahlende Gewinner der Fußball-Europameisterschaft 2016 hervor … nicht nur in sportlicher Hinsicht.

Liebevoll als „Insel aus Feuer und Eis“ bezeichnet, liegt Island in unmittelbarer Nachbarschaft zu Grönland und dem nördlichen Polarkreis. Vom europäischen Festland im Allgemeinen und den skandinavischen Ländern, die ebenfalls zu Nordeuropa zählen, im Speziellen, ist das Land also ein gutes Stück entfernt. Möglicherweise verschwand  Island daher leicht für den ein oder anderen als Reiseziel vom Radar: Viele bringen die Insel mit ewiger Kälte, karger Landschaft, unaussprechlichen Wörtern und DEM Urlaubsgebiet für Trekkingfreunde in Verbindung.

islandpferd
Islandpferd

Wie können wir uns aber wirklich das Land hinter den „Siegern der Herzen“ der EM, hinter den sympathischsten Fußball-Fans der ganzen Meisterschaft vorstellen? Kalt, karg und langweilig? Nur für Aktivurlauber? Wohl kaum. Dass Island mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick eines oblatendünnen Halbwissens den Anschein macht, haben wir ja schon beim Fußball gesehen. Werfen wir also einen Blick auf Leben, Land und Leute.

Klein, aber oho: Eine Landschaft, die den Atem raubt

Soweit das Auge reicht – Und es reicht sehr weit, da auf Island kaum Bäume wachsen – seht ihr Wasser in allen Aggregatzuständen! Allein die Lage der Insel inmitten des Nordatlantik könnte idyllischer nicht sein. Wer Ruhe vom Trubel des Alltags sucht und sich wenigstens für die Zeit des Urlaubs anstecken lassen möchte von der nordischen Gemütlichkeit, der ist in Island goldrichtig.

Goldrichtig ist in jedem Fall eine Erkundungstour entlang der Ringstraße, an der wahre Inselschätze liegen. Im besten Sinne des Wortes. Ob „Goldener Wasserfall“ oder Diamanten am Strand – Island hat sie alle. Der Gullfoss, was übersetzt Gold-Wasserfall heißt, gehört ebenso zum „Goldenen Ring“ der Insel, wie der nahe gelegene Þingvellir – ein Nationalpark inmitten von vier aktiven Vulkansystemen und in Nachbarschaft diverser Geysire. Ebenfalls im Südwesten Islands liegt der Skógafoss, der Wasserfall des Flusses Skógá, der besonders im Sonnenuntergang ein Wahnsinnspanorama bietet. Hier führt auch ein beliebter Trekkingpfad entlang, die Landschaft ist ein Kleinod.

Wenn ihr der Ringstraße vom „Goldenen Ring“ aus Richtung Osten folgt, ist der Diamond Beach nicht weit. Hier hatte Mutter Natur wohl einen besonders guten Tag, denn anders lässt sich die außergewöhnliche Schönheit nicht erklären. Schwarzer Strand, gesprenkelt von kleinen Eisbergen, die dank der Eiskristalle in den herrlichsten Blautönen glänzen. Die Eisberge werden aus dem Landesinneren angeschwemmt, vom See Jökulsárlón, was übersetzt Gletscherflusslagune bedeutet. Am besten nehmt ihr euch hier ein bisschen Zeit für einen schönen Strandspaziergang oder entlang des See-Ufers auf einem der zahlreichen Wanderwege.

Folgt der Ringstraße einfach weiter Richtung Norden, dann werdet ihr kein Highlight verpassen. Ein ganz besonderes, das noch im Südosten wartet, ist der größte Gletscher Islands, der Vatnajökull. Die hiesige Eisschicht kann fast einen Kilometer dick werden! Die Hauptstraße und die Schotterpisten ins Innenland führen euch zu malerischen Fjordlandschaften, beschaulichen Städten, weidendem Vieh und anheimelnden Bauernhöfen. Das alles trägt zum inneren Frieden ebenso bei, wie die Tatsache, dass diese eine Hauptstraße lediglich zweispurig ist. Die innere Unruhe, die einen kurz vor dem Urlaub leicht beschleicht, weicht also ganz schnell dem Relax-Modus.

seljalandsfoss
Seljalandsfoss

Eure Reise beginnt und endet wahrscheinlich in Reykjavik, denn wenn ihr mit dem Flugzeug anreist, landet ihr am hiesigen Flughafen Keflavik. Nehmt euch zu Beginn oder am Ende eures Aufenthalts ruhig ein bisschen Zeit für die nördlichste Hauptstadt der Welt. Die Dämpfe der heißen Quellen in der Umgebung gaben Reykjavik seinen Namen: „Rauchbucht“. Über ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt hier und Reykjavik ist auch sehr lebens- und liebenswert und hat mehr zu bieten, als die Größe vermuten lässt.

Das große Freilichtmuseum Àrbaejarsafn liegt etwas außerhalb der Stadt und zeigt sowohl Bürgerhäuser, als auch Torfhütten. Es ist eines von vielen spannenden Museen, die ebenso zur Stadt gehören, wie die Universität von Island und die Nationalgalerie. Den perfekten Überblick über das geschäftige Treiben der isländischen Hauptstadt bekommt ihr von der Kirche Hallgrimskirkja mit ihrer prunkvollen Orgel über den Dächern Reykjaviks.

Nicht nur kulturell, auch kulinarisch hat Reykjavik einiges zu bieten: Zum einen könnt ihr hier bestens die isländische Küche genießen: Diese besticht durch Fisch und Fleisch in allen Facetten, ob geräuchert, getrocknet, gepökelt oder in Molke eingelegt, sowie durch die unterschiedlichsten Getreide- und Milchprodukte. Die Isländer treiben den Winter auch durch ihre Ernährung aus: Indem Sie auf traditionelle Weise konservierte Speisen essen. In Reykjavik findet ihr jedenfalls von allem etwas: gutbürgerliche, zünftige Küche, aber auch exotische Restaurants, Fast Food Ketten und Sterneküche. Vielfalt liegt hier auf kleinstem Raum dicht beieinander, auch hinsichtlich der Bar- und Kneipenszene. Diese ist nämlich im Verhältnis zur Einwohnerzahl bestens ausgeprägt.

Wenn ihr euch von durchtanzten Nächten erholen wollt und isländische Badekultur par excellence erleben möchtet, dann ist die Bláa Lónio, die Blaue Lagune, genau das Richtige für euch. Dieses Thermalfreibad und Geothermal-Spa liegt vor den Toren Reykjaviks. Bei ganzjährig zwischen 37 und 39 Grad Celsius könnt ihr hier Seite an Seite mit den Einheimischen bestens relaxen. Besonders eindrucksvoll: Die Kieselsäure in dem Salzwassersee erzeugt ein strahlendes Blau, daher stammt auch der Name. Mit einem Bad in der Lagune tut ihr übrigens auch noch etwas für eure Schönheit, denn aus den Algen und Salzen hier werden sogar Pflegeprodukte hergestellt.

Elfenhügel & Trollhöhlen: Ein Land voller Magie

Neben großartiger Landschaft besticht Island durch beschauliche kleine Hafenstädte, zum Beispiel Siglufjördur, der nördlichsten Stadt des Landes. Auch Stykkisholmur im äußersten Westen solltet ihr einen Besuch abstatten. Zwischen den beiden Städtchen befindet sich Hvitserkur, der buchstäbliche Fels in der Brandung – ein Basaltfelsen, der stolz aus dem Atlantik ragt. Heute dient er heimischen Vögeln als Nistplatz, einstmals soll der Fels ein Troll gewesen sein, der von der Sonne zu Stein verwandelt wurde, weil er das Kloster Þingeyrar mit Steinen bewarf.

Neben Trollen, die den Sagen nach in aller Regel in Höhlen leben, soll es auch Elfen auf der Insel geben. Diese leben sogar Tür an Tür mit den Menschen. Die Häuser von Hafnarfjörður beispielsweise wurden extra um die umliegenden Hügel und Lavafelder herum gebaut. Schließlich könnten dort Elfen leben. Auf der isländischen Elfenschule in Reykjavik könnt ihr übrigens alles rund um die magischen Wesen erfahren – das macht euren Aufenthalt garantiert zu einer zauberhaften Sightseeing Tour. Dabei werdet ihr erkennen, dass der Glaube an die magischen Wesen in Island besonders weit verbreitet ist. Nicht umsonst wurden schon Straßenbaupläne geändert  und Baustopps verhangen zugunsten eines friedlichen Miteinanders mit Elfen und Co. Bei eurer Fahrt über die Insel wird euch auch der ein oder andere Verkehrshinweis begegnen: Watch out for the Elves.

papageientaucher
Papageientaucher

Wann nach Island?

Tatsächlich ist Island ganzjährig ein spannendes Reiseziel. Die Sommermonate hier können genauso bezaubernd sein, wie der Winter. Wenn ihr die Insel zwischen April und Oktober besucht und ein wenig Geduld mitbringt, habt ihr die Chance, Wale zu beobachten. Diese fühlen sich vor den isländischen Küsten nämlich ganz besonders wohl. Wenn ihr euch zu dieser besonderen Tour aufmacht, vergesst auch im Sommer warme Kleidung nicht, und keinesfalls solltet ihr das Fernglas zu Hause lassen. Im Anschluss oder auch im Vorfeld eurer Tour eignet sich ein Besuch im Walzentrum Húsavík.

Doch ganz gleich, zu welcher Zeit ihr euch für einen Islandbesuch entscheidet – das Land und die Menschen sind die Reise wert und werden euch herzlich empfangen. Viel Spaß!

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